Francesco, der Pensionswirt, hatte mir gestern im Garten Minze gezeigt, die ich für einen Tee verwenden durfte. Also pflückte ich am Morgen einige Blätter und überbrühte sie mit heißem Wasser. Nachdem der Tee gezogen war, kam noch ein halber Teelöffel Zucker rein. Irgendwie schmeckte der Tee komisch. Nochmal probiert – beim dritten Schluck ging mir dann auf, dass in dem großen Glas Salz gewesen war….

Es gab kein Frühstück in der Pension, deswegen wanderte ich erstmal 4 km nach Caminha, dem letzten Ort in Portugal. Hier machte ich erst eine kleine Stadtbesichtigung, bis ich ein Cafe fand.

Nach der Stärkung machte ich auf zum Rio Mino, der Portugal von Spanien trennt. Normalerweise soll hier eine Fähre fahren, aber nicht bei Niedrigwasser. Natürlich war gerade Ebbe… Für diesen Fall sollte es aber Alternativen geben. Und so war es dann auch. Als ich am Fähranleger ankam, standen da schon einige Pilger, die mich zum Ticketkauf in die Bar schickten. Für den Preis von 6 EUR bekam ich ein Ticket von Taxi-Mar und auch noch einen Stempel in meinen Pilgerpass. Dann ging es schon bald über einen abenteuerlichen Weg ans Flussufer, wo ein Motorboot lag. Über zwei Bierkästen gelangten wir an Bord, dann wurden die Schwimmwesten verteilt und los ging’s. Gut 10 Minuten dauerte die Überfahrt, und schon waren wir in Spanien und hatten eine Stunde vom Tag verloren.

Hier ging es erstmal ein wenig durchs Gelände, bis ich nach A Guarda kam. Die Stadt war nicht besonders sehenswert, deswegen war ich froh, als ich wieder die Küste erreicht hatte. Nach einer kurzen Rast beim Pilger ging es weiter Richtung Norden.

Die Strecke war schon anspruchsvoller als die vorherigen Küstenabschnitte. Viel Berg und Tal und leider auch längere Abschnitte entlang einer Straße. Das fanden meine Füße nicht so super. Auf halber Strecke in Portocelo gab’s eine Mittagspause in einer Strandbar.

Schon weit vor Oia, meinem heutigen Quartiersstandort, konnte man ein großes Gebäude erkennen, ein ehemaliges Kloster, das leider ziemlich verfällt. Mein Hotel könnte man auch bereits von der Küste weithin sehen, und ich war echt froh, als ich nach 22,5 km angekommen war. Das Zimmer ist ok – mit Meerblick! Und über ein 3-Gang-Menu mit Wein und Kaffee für 16 EUR kann man auch nicht meckern.

Noch ein paar Worte zu Begegnungen, die ich heute reichlich hatte: Da waren zunächst die Australier, mit denen ich zusammen den Fluss überquert habe. Wie kommt man auf die Idee, in Europa zu wandern? Dann hätte ich mich in Spanien fast verlaufen, aber eine Anwohnerin brachte mich mit vielen spanischen Erklärungen auf den richtigen Weg. Später traf ich sie in A Guarda wieder, und sie fragte auf spanisch, ob ich alles gefunden hätte. Si,Si! An einer Küstenstrecke standen kurz darauf zwei Frauen und mühten sich mit dem Zusammenbau ihrer Wanderstöcke ab. Da ich im Vorbeigehen sah, dass ich die gleichen habe, hielt ich an und fragte auf englisch, ob ich helfen könnte. Ich baute den Ladys dann ihre Stöcke zusammen und beim üblichen Austausch (where are you from?) erfuhr ich, dass die beiden aus Kalifornien kommen. Hier ist wirklich Gott und die Welt unterwegs! Und kurz vor Schluss traf ich noch auf die drei Damen, die ihren Rucksack auf einer Transportkarre hinter sich herzogen.

Anette Reinders

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